<strong>Endzeitromantiker</strong>
<em>Allgemein</em>
Relativ kurzlebige Subsubkultur die auch im Ruhrgebiet in den frühen 1990ern zugegen war. So zwischen 1991 und 1994 gab es eine Reihe von Anhängern im Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Bochum. Danach war hier von der Gruppe fast nichts mehr zu sehen, obwohl sich einige modische Elemente vorübergehend bis dauerhaft in der Szene festsetzten. Ganz amüsant daran war, dass die Gruppe der klassischen Goths, diese neue Strömung sehr argwöhnisch beäugte und als übermäßig theatrale <em>Kinder</em> wertete. Im Nachgang endete die Szene vielleicht auch, weil die Protagonisten der NDT sich zunehmend umorientierten. Jedenfalls wurden bei vielen der Anhänger aus meinem Umfeld alsbald ein anderer Look, andere Musik und andere Inhalte bestimmend. Die einen gingen mehr in die Punk-Schiene, andere eher in eine Gothic bis Post-Industrial-Richtung und ein paar vereinzelte zeitweise in den Neofolk. Ich kannte grob gewürfelt 15 Personen, die entsprechend auftraten und sich selbst manchmal als <em>Endzeitromantiker</em> bezeichneten, wobei ich heute nicht sagen könnte wie ernst wer diese Bezeichnung nahm.
<em>Musik</em>
Die Musik der Subsubströmung bestand vornehmlich aus den theatralischen frühen NDT-Kram von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=G-X9-HzxiyI" rel="nofollow">Das Ich</a>, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=I7D5QS9jY94" rel="nofollow">Goethes Erben</a>, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yLNGmdO5RSg" rel="nofollow">Lacrimosa</a>, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=RIFnbotVNRs" rel="nofollow">Relatives Menschsein</a> und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=IcWItJQw45w" rel="nofollow">Sopor Aeternus </a>aber auch aus manch düsterer Neoklassik von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=6VJq2qSchzI" rel="nofollow">In the Nursery</a>, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=-wN0XQvPCHY" rel="nofollow">Dead Can Dance </a>oder <a href="https://www.youtube.com/watch?v=MinyeD8Ipjs" rel="nofollow">Love Is Colder Than Death</a>.
<em>Mode</em>
Insgesamt schlug sich die Vorliebe zu diesen Interpreten auch modisch auf die Subszene und von da aus auf die gesamte Szene nieder. Der Look war geprägt von schlabberigen Samt- und Brokatgewändern. Sowie durch den Hang zu reichhaltig ornamentierter Schminke auf weißem Grund, was man heute noch in vielen anderen Substörmungen sieht, vorher aber kaum vorhanden war, und ging damals gefühlt besonders auf <a href="http://i.skyrock.net/0232/31370232/pics/2261162087_small_1.jpg" rel="nofollow"> Anna-Varney Cantodea</a> zurück.
<em>Drogen</em>
Die Drogen der Gruppe waren (hier zumindest) meist bewusstseinserweiterndes Zeug: Meskalin, Absinth, LSD, psychotrope Pilze, Engelstrompeten und sowas, meist nur Pilze. Wobei ich keine Drogenwracks unter den Leuten ausgemacht habe. Diejenigen die was zu sich nahmen, taten dies meist kontrolliert in einem begrenzten Rahmen und nicht willkürlich. Es hatte häufig einen (pseudo-)psychologischen Hintergrund und fand nur selten im Rahmen von Veranstaltungen wie den üblichen Clubabenden statt.
<em>Kunst und Literatur</em>
In dieser Subszene las man Baudelaire, de Sade, Expressionisten, Surrealisten oder Symbolisten. Der Hang zu entsprechender Kunst schloss sich dieser Vorliebe für spezifische Literatur an. Mir sind damals allerdings kaum Interessenten an philosophischen oder okkulten Schriften begegnet, was ich aus heutiger Sicht, bei der Grundeinstellung fast schon erwarten würde. Hingegen war das Interesse an psychoanalytischen Schriften, und an den Grenzbereichen zwischen Esoterik und Psychologie wie Traumdeutung, Tarot etc. sehr verbreitet.
<em>Verweis</em>
Einen kurzen darstellenden Abriss zu der Bezeichnung gibt es auch in <a href="https://www.amazon.de/Gothics-Schwarz-Ebenholz-Interviews-Fotografien/dp/3933773091/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1479378307&sr=8-1&keywords=%27Die+Gothics.+Weiss+wie+Schnee%2C+Rot+wie" rel="nofollow">Die Gothics. Weiss wie Schnee, Rot wie Blut und Schwarz wie Ebenholz</a> von Walraff und Farin aus dem Jahr 2001. Allerdings verquicke ich hier die Informationen mit eigenen Erfahrungen, als jemand der sich damals zwar nicht zu dieser Strömung zählte, aber dennoch den Kontakt pflegte und sich vereinzelt mit den musikalischen und literarischen Vorlieben anfreunden konnte.
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